Titel | Wolf Man |
Genre | Horror, Drama |
Jahr | 2025 |
FSK | 16 |
Regie | Leigh Whannel |
Alter Wolf, neu gedacht
Das Herz des Werwolffilms schlägt in seinen ikonischen Verwandlungsszenen: Kaum ein Subgenre des Horrors ist so untrennbar mit einem einzigen Moment verbunden wie der Werwolffilm. Ein spektakuläres Ritual zwischen Schmerz und Erhabenheit, das Filmfans schon seit Jahrzehnten in ihren Bann zieht. Doch diese Transformation war schon immer mehr als nur die Metamorphose von Mensch zu Monster. Sie diente als visuelles Manifest für die Zerbrechlichkeit der menschlichen Natur und der animalischen Sehnen nach Freiheit, als Metapher für Veränderungen und unterdrückte Instinkte. Ein spannendes Gedankenspiel das “Wolf Man”, die Neuinterpretation des gleichnamigen Schwarzweißklassikers aus dem Jahr 1941, heute, fast ein Jahrhundert später, konsequent zu Ende denkt – mit durchwachsenem Erfolg.

Und darum geht es…
Seitdem Blake (Christopher Abbott) seiner Heimat Oregon den Rücken gekehrt hat, lebt er mit seiner Frau Charlotte (Julia Garner) und ihrer gemeinsamen Tochter Ginger (Matilda Firth) in San Francisco. Doch die Vergangenheit lastet schwer auf ihrer Ehe, geprägt von den Schatten seiner Kindheit und dem Trauma um das Verschwinden seines Vaters Grady (Sam Jaeger). Als Grady schließlich offiziell für tot erklärt wird, beschließt die Familie, nach Oregon zurückzukehren – in das abgelegene Elternhaus, das Blake einst hinter sich gelassen hatte. Doch die vermeintliche Idylle des ländlichen Rückzugs wird schnell von düsteren Ereignissen überschattet, als die Familie von einer rätselhaften Kreatur angegriffen wird. Im Schutz des Hauses hoffen sie auf Sicherheit, doch dort entfaltet sich eine noch unheimlichere Gefahr: Blake beginnt, sich auf unheimliche und verstörende Weise zu verändern…

Ein ambitionierter Neuansatz, der im Genre-Einerlei stecken bleibt
Nachdem sich die mit Oscar-prämierten Spezialeffekten ausgezeichnete Verwandlungsszene von “American Werewolf in London” 1981 in das kollektive Gedächtnis der Horrorfilmgeschichte brannten, ist die Intention hinter Leigh Whannels Prämisse, seine Neuauflage des Universal Monsters Films, als einzige große Metamorphose zu inszenieren, eigentlich keine schlechte Idee. Dass er, den Nerv der Zeit treffend, diese Verwandlung dann auch noch als Metapher für tief verwurzelte psychologische Themen wie toxische Männlichkeit und generationenübergreifende Traumata zu deuten weiß, macht umso neugieriger und weckt Hoffnung, dass komplexe Horrordramen der Marke “Hatching” oder gar “Raw” nun auch endlich im Mainstreamkino angekommen sein könnten. Doch trotz interessanter Anleihen metaphorischen Horrors bietet “Wolf Man” letzten Endes doch wieder viel zu viel vom bekannten Genre-Einerlei, während der Subtext nicht mehr als eine ungelenk oberflächliche Geste bleibt.

Inszenatorisch mag es Leigh Whannel punktuell sogar gut gelingen sich so weit wie möglich von klassischen Werwolffilmen weg zu orientieren, nur um dann doch wieder und wieder in bekannte Tropen zu verfallen. Der schleichende Bodyhorror, als stetiger Verfall wie in einst schon David Cronenberg in “Die Fliege” zelebrierte, bleibt dabei jedoch weitestgehend zahnlos, während die Dialoge kaum über Plattitüden hinauskommen und das vermeintliche Familiendrama lediglich im Ansatz verweilt. Dass sich “Wolf Man” die Kategorisierung Drama auf die Fahne schreiben darf, ist ohnehin eher der dramaturgischen Struktur und dem Erzählfluss zuzuschreiben, während das menschliche Drama eigentlich kaum zur Geltung kommt. Daran kann auch eine fähige Charakterdarstellerin wie Julia Garner („The Royal Hotel“) wenig ändern. Was dann noch bleibt, ist eine dramatisch aufspielende Tonspur, die weit mehr Opus suggeriert als die Geschichte hergibt. Somit bleibt auch der nächste Versuch nach “Der Unsichtbare” (ebenfalls von Leigh Whannel) die Universal-Horror-Ära neu aufleben zu lassen, hinter seinen Möglichkeiten zurück – trotz spannenden neuen Ansatzes.

Fazit
“Wolf Man“ bietet ambitionierte Metaphorik und spannende Ansätze, scheitert jedoch an klassischen Tropen, schwachen Dialogen und einer flachen Umsetzung seiner psychologischen Themen!
⭐⭐⭐
Bewertung: 2.5 von 5.

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